Gerne schreiben

"Heute komme ich irgendwie nicht ins Schreiben. Ich glaube, ich habe eine richtige Schreibblockade ..."

Wer immer es war, der das Wort "Writer's block" erfunden hat: Er war ein Genie. Oder ... ein sehr bequemer Mensch, der nach einer guten Ausrede gesucht hat. Vielleicht auch beides. Also: jemand wie ich. Jemand wie wir alle? Vermutlich jemand, der viele tolle Ideen im Kopf hatte und sich immer wieder fragte, wie er diesen Ideenzirkus jemals bändigen und in sinnvoller Weise auf Papier bringen soll, ohne dass die Originalität und Frische dabei verloren geht. 

 

Wenn man sich fragt, was gegen die Blockade hilft, kann man Google heranziehen, mit Autorenkollegen sprechen, man kann Bücher lesen oder einen beliebigen Autoren-Blog durchsuchen. Rasch wird man fündig, ich glaube, es gibt keinen Autor, der sich noch nie mit diesem Thema beschäftigt hat ... beziehungsweise: beschäftigen musste. 

 

Ich selber habe kein Patentrezept. Nur ein paar ganz persönliche Erfahrungswerte. Einen davon möchte ich heute mit Euch teilen. 

 

In mir sträubt sich alles, gegen das Schreiben ...

  • wenn ich Mails schreiben muss,
  • wenn ich Textnachrichten oder Notizen am Handy tippe,
  • wenn ich im Sitzen (speziell am Schreibtisch vor dem Computer) schreibe,
  • wenn ich versuche, meine wilden Gedanken in ein ordentliches, schön gebundenes Tagebuch zu bringen,
  • wenn ich Papier mit Karomuster vor mir habe,
  • wenn der Kugelschreiber patzt,
  • wenn ich keine ordentliche Unterlage habe,
  • wenn mir jemand über die Schulter schauen könnte.

 

Ich schreibe aber sehr gerne und lustvoll ...

  • auf Karteikarten, die ich dann am Boden ausbreite und ordne,
  • auf A5-Zettel, auf die ich vorher mit einem Filzstift einen bunten Rahmen gezeichnet habe,
  • im Stehen, wenn mein Laptop auf der Kücheninsel steht,
  • in Moleskine-Bücher, die kein Karo haben sondern das Karo durch Punkte andeuten,
  • auf Punkte-Papier, das ich mir selber am Computer gestaltet habe, weil die Moleskines so viel kosten)
  • auf vielfarbige Post-Its, die ich dann auf meinen Kleiderschrank klebe, um sie zu ordnen,
  • in vordefinierte Felder auf Facebook, auf meiner Homepage und in Textdokumenten, die ich mir mit Überschriften strukturiere, ehe ich den eigentlichen Text schreibe,
  • Antworten auf Interview-Fragen (notfalls stelle ich sie mir selbst),
  • mit Filzstiften in der Nähe, um die Kuli-Worte und -Sätze immer wieder zwischendurch zu kritzeln, zu unterstreichen, zu umrahmen,
  • mit unterschiedlichen Stiften (verschiedene Dicke, unterschiedliches Material: Fineliner, Textmarker, Eddings, ...) auf demselben Blatt Papier
  • wenn ich zwischendurch auch immer wieder Gesichter, dicke Pfeile, Geschenkpakete, Gedankenblasen etc. zeichne,
  • mit einer ungewohnten Schriftart am Computer (ich habe z.B. eine Handschriften Sammlung heruntergeladen),
  • auf die unteren und seitlichen Ränder in Büchern, die ich gerade lese,
  • auf A5-Karteikarten (glatt),
  • auf einen Zettel, der auf ein Querformat-Clipboard geheftet ist und neben mir liegt, während ich ein inspirierendes Buch lese,
  • wenn ich im Hintergrund meine Vogelstimmen-Atmo-CD laufen habe,
  • wenn mein Schreibtisch aufgeräumt und vollkommen leer ist,
  • wenn mein Mann noch schläft und ich mir vorgenommen habe, so lange zu schreiben, bis er aufwacht,
  • ...

 

Writer's block, das heißt für mich: nach einer lustvolleren, Muster unterbrechenden Schreibart suchen. Einen Stift in die Hand nehmen. Die Füße in Bewegung setzen, damit "es wieder geht". 

 

Was bringt euch in Schreib-Lust? Habt Ihr Lust, Eure eigenen Listen zu erstellen und sie eventuell hier zu posten?

 

Liebe Grüße, schönes Schreiben,

Eure Barbara


P.S.: Ich muss es einfach noch loswerden. Das ultimativ beste und absolut magische Zaubermittel gegen Schreibblockade ist folgendes: schreiben, obwohl man keine Lust hat. Schreiben, gerade weil man keine Lust hat. Da schreiben, wo es vollkommen unmöglich ist. Inmitten des triefenden Selbstmitleids nach einem Streit mit dem Liebsten. Oder an genau jenem Tag, zu jener Stunde in der man viel zu müde für alles ist. Schreiben, weil man keine Zeit zum Schreiben hat. Schreiben, weil man keine Idee hat. Es funktioniert! Immer! Die Texte, die ich geschrieben habe, obwohl ich nicht schreiben konnte, gehören zu meinen besten.

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Kommentare: 4
  • #1

    Birgit Gantze (Freitag, 17 Juli 2015 08:45)

    Liebe Barbara! Danke vielmals für deine inspirierenden Inputs! Bei mir "passiert" das Schreiben auch oft. Wenn ich z.B. ein mail an meine Freundin schreibe, kanns schon mal geschehen, dass ich ins schrifltiche Philosophieren komme, und dann einfach schreibe, schreibe, schreibe.
    Zum Glück gefällt es meiner Freundin immer sehr, und wenn ich vor dem Abschicken doch mal denke, dass es nicht passt, dass diese Worte jemand liest, dann kopiere ich sie einfach in ein Dokument rein. Und schon hab ich einen geschriebenen Text, der immer bleibt.
    Aus meiner Feder entspringen die besten und kraftvollsten Texte dann, wenn ich emotional bin; das heißt, wenn ich traurig bin, wütend, ohmächtig, oder geistig erschöpft. Wenn ich gute Laune habe, habe ich meist kein Bedürfnis zu schreiben. Ist das nicht schade? Vielleicht sollte ich es gerade deswegen einmal versuchen. Heute wäre eine gute Gelegenheit, bin heute so richtig lustig drauf. Man weiß ja nie, vielleicht entsteht heute ein witziges Gedicht? Und mit deinen Inputs wäre das wirklich einen Versuch wert. So, ich wünsche dir, liebe Babara, und auch allen anderen Leserinnen und Schreiberinnen einen erholsamen Urlaub mit Meeresbrise im Gesicht, Bergluft in der Nase, Muschel-Lauschen bei Sonnenuntergang und übervolles Glück im Herz. Liebe Grüße, Birgit

  • #2

    Katrin (Mittwoch, 22 Juli 2015 19:20)

    Gerne! Mich bringt in Schreib-Lust...
    * ein nagelneues Tagebuch von meinem Lieblingsanbieter, mit leeren, schneeweißen Seiten, buntem Lesebändchen und zur Stimmung passendem, hübschem Cover
    * ein Spaziergang durch die wunderschöne Natur, mit Stift und Papier in der Tasche, oder mein Lieblingsplatz auf der Bank am See
    * auch die ansteckende Schreib-Begeisterung von einer gewissen Barbara :)
    * mein großer Eßzimmertisch, wenn er leer genug ist, für viele weiße DIN A4 Seiten, die ich mit Kuli und Filzstiften beschreiben und dort sortieren und verteilen kann
    * das Lesen eines tollen, fesselnden Romans eines Schriftstellers, den ich für seine Begabung bewundere
    * das Lesen von berührenden, bewegenden Gedichten
    * ein neuer Stift, der ganz besonder schön schreibt
    * wenn ich etwas sehe oder erlebe, das mich dazu bringt in Gedanken schon loszuschreiben, ehe ich an Papier und Stift komme

    Viele liebe Grüße und eine wunderbare Urlaubszeit,
    Katrin

  • #3

    Dagmar (Montag, 07 September 2015 17:05)

    7.09.2015
    Wenn ich eine Blockade habe schreibe ich ein oder mehrere Elfchen. Dabei achte ich darauf, dass das erste und das letzte Wort einen Bezug zueinander haben. Am letzten Sonnabend war das so. Es regnete.
    Ich hielt den ganzen Tag in Elfchen fest und hatte anschließend das Gefühl etwas geschrieben zu haben. Ein Elfchen von diesem Tag:
    Essen
    ist Heimat
    sagte der Held
    Liebe im Alter ist
    Leben


  • #4

    Massagepraxis Markus Nenning (Montag, 05 Oktober 2015 09:12)

    Aloha!
    * Wenn ich eine Schreibblockade habe dann lasse ich es so lange sein bis ich richtig gerne etwas geniales schreibe.
    * Am besten schreibe ich wenn ich mein erlebtes zum besten gebe.
    * Wenn der Text zu stocken kommt stehe ich auf und bewege mich, manchmal auch so dass ich das Haus verlasse.
    * Manchmal ist es gut ins Bett zu lümmeln, das nimmt den Druck weg.
    * Wenn ich total tolle Sachen erlebe dann ist es eine Freude zu schreiben.
    * Wann ich verliebt bin schreib ich viel leichter.
    * Wenn meine Bedürfnisse gestillt sind.
    * Keinen Druck zu haben hilft.
    * Wenn ich nach langem etwas in seiner tiefe verstanden habe, dann liebe ich es darüber zu schreiben.
    * Wenn es jemanden gibt der mir seine Meinung und seine Sichtweise mitteilt.